Malerei von Marlet Heckhoff
Marlet Heckhoffs Bilderwelten speisen sich aus dem urbanen Leben. Ihre Malereien zeigen komplexe Bildarchitekturen. Flächen und Linien überlagern sich wie architektonische Konstruktionen, für die Raum und Zeit keine Rolle zu spielen scheinen. Zum Zerbersten gespannt ist die Bildfläche zergliedert in Gerüste und Objekte, während Räume und Landschaften aus Farben und Formen entstehen.
„Auf Spaziergängen fotografiere ich Szenerien, die ich auf der Leinwand zu Linien und Flächen transformiere und meist kaum noch erkennen lasse, was einmal ihr Ursprung war.“
Von den sich ergänzenden Konstrukten kann man nicht sicher sagen, ob sie räumlich werden oder vor den Augen des Betrachters zerspringen. Ähnlich einer Explosionszeichnung ist der Moment fest gehalten, in dem der innere Aufbau des Gefüges sichtbar wird, und doch ist nicht klar zu erkennen, wozu sich die Einzelteile ergänzen, was Raum, was Zwischenraum ist.
Farben, die entlang der Linien zwischen Licht und Dunkelheit, Raumtiefe erahnen lassen, gestalten das Spiel zwischen Drinnen und Draußen dynamisch. Vorder- und Hintergrund werden durchlässig. Die Ebenen durchdringen sich. Das Farbenspiel ist lebendig.
Heckhoffs Bilder zeigen ihren kaleidoskopartigen Blick auf eine post-industrielle, technokratische Welt. Seit ihrem Umzug nach Leipzig ist die urbane Umgebung zu ihrer Inspirationsquelle geworden: Industrielandschaften, Baustellen und Fahrgeschäfte auf dem Jahrmarkt formt sie zu Flächen und Linien um und unterwirft sie unrealistischen perspektivischen Gesetzmäßigkeiten. Auf diese Art und Weise setzt sie sich exemplarisch mit dem auseinander, was täglich in Form von visuellen Reizen auf den Städter einströmt: Ständige Bewegung, ständige Veränderung in einer klaren und starren urbanen Ordnung. Die graphische Strenge der industriell rationalisierten Architektur werden durch die Mittel der Malerei aufgelockert, der technokratische Detailreichtum durch weiche, malerische Mittel überdeckt.
Die Ausstellung in der Galerie Hier + Jetzt zeigt zum Frühjahrsrundgang im Tapetenwerk aktuelle Arbeiten der Malerin.
Text: Marlet Heckhoff, Maxi Kretzschmar (www.saugkultur.org)
Abbildungen: Marlet Heckhoff