Malerei und Grafik von Uwe Arnold
Die Ausstellung „Glücksgriff“ in der Galerie Hier + Jetzt dokumentiert den Schaffensprozess des Titel gebenden Werks von Uwe Arnold: Verlauf und Ergebnis eines jahrelangen malerischen Ringens mit dem Streben nach Glück stehen im Fokus.
In der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Glücksthema pfercht der Künstler eine nackte männliche Figur in ein Format, das zu ihrem Lebensrahmen wird und die Gestalt zwingt, sich grotesk zu verzerren. Empfindungen wie Verzweiflung und Mitleid entstehen beim Anblick des ausgezehrten Menschen, der mit dem Rücken zur Wand den gesamten scheinbar zweidimensionalen Raum dominiert. Das Fehlen eines räumlichen Kontextes darüber hinaus macht den Betrachter unweigerlich zum nächsten Bezugspunkt. Die ausdifferenzierte Farbgebung modelliert den Körper bis zur Überzeichnung des Muskelspiels. „Der Mensch verbiegt sich qualvoll und treibt sich selbst ins Unglück.“
Der anatomische Überrealismus des Körpers spiegelt symbolisch das Spannungsfeld des nach Glück strebenden Subjekts - zwischen befreiender Sprengkraft und hoffnungslosen Unterdrückung. Der Körper wird Sinnbild für ein Gefühl des Scheiterns.
Zahlreiche zeichnerische und malerische Skizzen sowie fotografische Studien zeigen den Prozess von der Idee bis zur Fertigstellung des Hauptwerks und geben einen umfänglichen Einblick in das bildnerische Denken. Denn der Künstler braucht Zeit, um das Zusammenspiel von Motiv, Form und Material bis zur Perfektion zu treiben: „Sobald Kunst unter Druck gerät, wird sie verfälscht. Im Privaten bleibt sie rein. Die wirklich wichtigen Arbeiten hat noch niemand gesehen.“
Uwe Arnold ist „Machen wichtiger als Präsentieren.“ Als Autodidakt mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und detailreicher Bildsprache gestaltet er seit 1990 Fassaden in ganz Deutschland. Als Graffitikünstler ist er eine anerkannte „lokale Größe“ und inspiriert die nachkommenden Generationen. Am Kunstmarkt ist Uwe Arnold unbekannt.
Seine schöpferischen Auseinandersetzungen auf Leinwand finden meist im Winter statt, dann zieht er sich in seine Atelierwohnung im Leipziger Osten wie in einen Kokon zurück, füllt den Raum mit Malerei und Musik, um gedankliche Probleme künstlerisch umzusetzen. In Abgeschiedenheit sucht er beharrlich nach Physiognomien der menschlichen Natur und stellt Themen wie Glück und Versagen eindringlich dar. Schlussendlich befriedigt es Uwe Arnold nicht mehr oder weniger, wenn seine Arbeiten gesehen werden. „Ich finde mein Glück im schöpferischen Prozess, aber der ist für dieses Werk vorbei.“
Text: Maxi Kretzschmar (www.saugkultur.org)
Abbildungen: Gerlinde Ritter
17. März bis 10. April 2016